Unsere Autorin: Victoria Stickler, Geschäftsleitung MYAIRBAG-Training gegen Krebs GmbH,
Onkologische Trainings- und Bewegungstherapeutin, European Master in Health and Physical Activity
16. September 2021
Im Beitrag unserer Autorin wird deutlich: Eine angeleitete und individualisierte Bewegungstherapie reduziert das Fatigue Syndrom und verbessert die Lebensqualität von Krebspatient*innen deutlich. Und: Bewegung wirkt deutlich besser als Medikamente.
Eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Krebserkrankung und der damit einhergehenden medizinischen Therapie ist das Fatigue-Syndrom, auch cancer-related fatigue
(CRF) genannt. Neben der Fatigue können im Rahmen der Onkologischen Trainings- und Bewegungstherapie (OTT®) viele andere Nebenwirkungen behandelt bzw. vorgebeugt werden, wie bspw. das sekundäre
Lymphödem, die Polyneuropathie, Osteoporose und Arthralgien.
Mehr als die Hälfte aller Krebspatient*innen leiden vor allem nach Chemotherapie und Bestrahlung am Fatigue-Syndrom. Das Fatigue-Syndrom wird als subjektiver
Müdigkeits- und Erschöpfungszustand beschrieben, der in keiner Relation zur erbrachten Leistung steht. Es beeinflusst die Lebensqualität der Krebspatient*innen negativ, kann mitunter erst in der
Nachsorge auftreten und lange andauern.
Studien zeigen, dass sowohl Bewegungstherapie als auch psychoonkologische Betreuung signifikant wirksamer sind in der Reduktion des Fatigue-Syndroms während und
nach der medizinischen Behandlung als Pharmazeutika.
Das American College for Sports Medicine hielt 2019 bei einem „roundtable“ fest, dass die Lebensqualität von Krebspatient*innen durch eine Kombination aus moderatem
Kraft- und Ausdauertraining für 2-3 Einheiten pro Woche über mind. 3 Monate gesteigert werden kann. Dabei ist die Lebensqualitätssteigerung durch ein angeleitetes Bewegungsprogramm höher als beim
Training allein oder zu Hause. Als allgemeine Empfehlung für Krebspatient*innen wird eine Kombination aus je 2-3-mal pro Woche moderatem Ausdauer- und Krafttraining für mind. 30 Minuten bzw. in 2
Zyklen zu je 8-15 Wiederholungen ausgesprochen.
Speziell für das Fatigue Syndrom in der Onkologischen Trainings- und Bewegungstherapie (OTT®) hängt die Trainingsintensität des Ausdauer- und Krafttrainings von der
Ausprägung des Fatigue-Syndroms ab und wird unter anderem über das subjektive Belastungsempfinden der Patient*innen gesteuert. Für Patient*innen mit starker Fatigue empfiehlt es sich, mit
geringen Intensitäten in mehreren kleinen Einheiten zu üben. Je moderater bzw. leichter die Fatigue ausgeprägt ist, desto mehr können der Trainingsumfang und die -intensität erhöht werden.
Die OTT® beschreibt hierfür je nach Chancen-/Risiko-Profil und Anamnese der Krebspatient*innen einen personalisierten, modularen Trainingstherapieplan, der ggf. mehrere Nebenwirkungen
gleichzeitig berücksichtigt.
Quellen: Campbell, K.L.; Winters-Stone, K.M.; Wiskemann, J. et al. (2019). Exercise Guidelines for Cancer Survivors: Consensus
Statement from International Multidisciplinary Roundtable. In: Official Journal of the American College of Sports Medicine
Mustian, K.M.; Alfano, C.M.; Heckler, C. et al. (2017). Comparison of Pharmaceutical, Psychological, and Exercise Treatments for Cancer-Related Fatigue. In: JAMA Oncology, 3 (7): 961-968.
Niels, T.; Schürhörster, A.; Wirtz, P. et al. (2018). Die Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie (OTT). In: B&G Bewegungstherapie Und Gesundheitssport, 34 (01): 50-54.
Wiskemann, J.; Baumann, F. (2020). S3-Leitline Bewegungstherapie bei onkologischen Erkrankungen nimmt erste Hürde. In: Forum, 35 (5): 379-380.
Zimmer, P.; Rüffer, JU. (2012). Fatigue-Syndrom. In: Baumann, F.T.; Jäger, E. et al. (Hrsg.) Sport und körperliche Aktivität in der Onkologie. Berling, Heidelberg: Springer.
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